| | Kleines Sammelsurium von Jades Kurzgeschichten | |
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Junges Anzahl der Beiträge : 42 Anmeldedatum : 03.11.19 | Thema: Kleines Sammelsurium von Jades Kurzgeschichten Di Nov 05, 2019 9:57 pm | |
| Hallo ihr lieben Geschichtenleser. ich habe hier einige Kurzgeschichten für euch .. Zur kleinen Warnung....Ich bin kein besonders grossen Fan von totalen Happy ends.. Ich bezeichne meine Enden eher als "bittersweet" xD Ihr könnt den Status der Geschichte am Titel sehen, bei einigen wäre ich gewillt weiter zu schreiben, falls es gewünscht wird (offenes Ende), müsste man mir halt mitteilen^^. - Das goldene Schloss des Raben (Finished):
Leise wisperte der kühle, herbstliche Wind mir Mut zu. Ich fühlte, wie die letzten Sonnenstrahlen des Tages meinen Pelz entlangstreiften, um bald den Horizont zu verlassen und mich mit meiner Entscheidung vor den schmiedeeisern glänzenden Toren des alten Herrenhauses vor dem ich stand alleine zu lassen. Ein leichter Schauer liess mich erzittern, wenn ich nur daran dachte an der alten Messinglocke zu läuten, die eine Umkehr erneut unumkehrbar machen würde. Doch ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Das Leben welches meinen Leib nun beinahe schon zur Gänze ausfüllte war bedroht, und mir blieb keine andere Möglichkeit, als erneut seine Hilfe aufzusuchen. Mir graute bereits vor dem Preis den der graue Rabe diesmal verlangen würde. Ich wusste tief in meinem Herzen, dass es ein Fehler gewesen war, ihn um Hilfe bei der Empfängnis meines Kindes zu bitten, und doch, wollte ich nicht, dass meine Art mit mir ausstarb, blieb mir damals keine Wahl. Seine berüchtigte Magie war das einzige Mittel dazu. Alle meine Schwestern und Brüder waren im Kampf gegen die Minotauren der Weite gefallen, als diese auf ihrer Durchreise gen Osten unseren Wald durchquerten, und alles Leben der Faune mit sich nahmen, um dafür zu sorgen, dass sie die einzigen Tierwesen waren, die des Lebens würdig waren. Alle Faune hatten hart gekämpft und versucht sie abzuwehren-doch waren wir kein kriegerisches Volk und so blieb nichts übrig von unserem Volk- nichts ausser mir- einer zurückgekehrten Verbannten. Als ich von der Schlacht erfuhr und trotz meiner Verbannung heimkehren wollte um zu helfen, war ich bereits zu spät und fand nur blutgetränkte Lichtungen übersäht mit Kopf und Fusslosen Körpern vor-denn die fürchterliche Wahrheit war, die Köpfe waren allesammt an den Waldgrenzen aufgespiesst worde-sogar die der Kinder. Die Hufe wohl als Trophäen mitgenommen, auf jeden Fall konnte ich es mir nicht anders erklären. So hatte ich mich an den grauen Raben gewandt um den Fortbestand meiner Rasse zu gewährleisten und den grauenhaften Preis dafür in Kauf genommen, mein Kind wann immer er wolle mit ihm zu teilen, sodass alle seine Macht an ihm bestaunen können würden. Doch es bewegte sich nicht mehr in mir, und obwohl ich es aus Schuldgefühlen in mir aufgenommen hatte um doch noch einen Nutzen zu haben in meinem Leben, hatte ich es zu lieben gelernt. Meine Angst um das Kind war grösser als die Furcht vor dem Raben. So hat mein Weg mich also hergeführt.
Zusammengekauert suche ich nach dem Schlaf der mir schon beinahe gänzlich verwehrt geblieben ist, seit ich vor Monaten vor den grauen Raben getreten war. Das Glas der Kuppel drückt kalt und unnachgiebig gegen meine, davon schon abgewetzten Hörner. Die Blicke der Tiere durchbohren mich mit Mitleid, Abscheu, Furcht und unverholener Neugier. Ich habe es aufgegeben meine kleine Tochter vor ihren starrenden Augen beschützen zu wollen. Als ich das Versprechen an den Raben gab, dachte ich nicht, dass er mein Neugeborenes Faunenkind in eine gläserne Kuppel mitten im Herz des Waldes allen zur Schau stellen würde. Sie war völlig Rund und auf einer Seite prangte ein grosses goldenes Schloss mitten drin eingefasst, welches sogleich als Türe fungierte. Keiner konnte das güldne Schloss öffnen, ausser dem grauen Raben selber, der seine eigenen klammen Finger geweils zu einem eisernen Schlüssel formte mittels seiner Magie, um zu ihr vorzudringen. Dies war der einzige Moment in dem man erkennen konnte das der Rabe wohl diese Form nur aus eigenem Wunsch angenommen hatte, und eigentlich ein ganz anderes magisches Wesen war. Doch mir wars egal was er war, ich verabscheute ihn dafür was er meiner kleinen Tarlalaith antat.
Meine Augen pressen sich fest zusammen. Ich kann so nicht mehr weiter machen. Den ganzen Frühling halte ich schon Wache vor der Kuppel. MeinemKind so nah und dennoch unerreichbar. Der Sommer ist bereits über den Wald hereingebrochen, und überall tollen junge Tiere umher, nur Tarlalaith ist eingesperrt, ihre Ziegenbeine, die eigentlich kräftig und Muskulös sein sollten, sind verkümmert, sie sitzt Tag und Nacht auf ihrem Bett aus Seide und flicht farbige Bänder zu Teppichen zusammen, das einzige was der Rabe ihr zugesteht in ihrer Einsamkeit.
Tag für Tag sehe ich ihr zu und jeden Tag zerbricht es mein Herz, was habe ich bloss getan? Dies ist kein Leben, weder für sie noch für mich. Ich muss irgendwie einen Weg finden dieses Schloss auf zu bringen, dieses verdammte, vermaledeite Schloss. Es wird sich nicht dadurch öffnen, dass ich es Tag für Tag böse anstarre. Doch was soll ich-jämmerliche Figur dagegn machen? Ich bin längst einfach nur noch ein Beweis für die Macht welche der Rabe über den Wald besitzt, und habe es aufgegeben mich an meinen falschen Stolz zu klammern. Mein Kopf beginnt zu pochen. Ich hasse den kalten, harten Druck den die Glaskuppel ausübt, doch ich kann sie nicht zerbrechen, dies habe ich vor Monaten versucht.
Des goldene Schloss ist mein einziger weg zu meiner Tochter. Ich muss dem Leid ein Ende bereiten. Und plötzlich bilden sich Bilder in meinem Kopf, Bilder die ich noch nie in mir sah. Sie vermehren sich und passen ganz plötzlich zusammen, wie in einem grossen, hoffnungsschenkenden Puzzle. Ein Plan-es ist ein Plan. Er wird lange dauern und meine Geduld fordern. Doch ich werde auf mich nehmen was ich kann. Und ich werde ohne Frage den ganzen Sommer abwarten müssen, bevor meine Hörner im Herbst abfallen und sich erneuern würden, wie jedes Jahr. Mein Herz zieht sich beim Gedanken an die Entbehrungen meiner Tochter in der langen Zeit zusammen, doch sie wird frei sein. Und nur das zählt. Wir werden zusammen und in Freiheit sein. Und der Wald wird ebenfalls frei sein von seiner beklemmenden Wolke, welche grau und doch unsichtbar über allen Bewohnern schwebt.
Der Sommer zieht langsam über meinen Kopf hinweg. Meine Gedanken sind düster und werden noch finsterer, je länger der Sommer dauert. Es ist heiss und ich habe Verbrennungen über den Schultern und Rücken, fast die ganze Zeit, doch ich will nicht zu den Bäumen in den Schatten. Ich werde meine Tochter nicht sehen lassen, dass ich von ihrer Seite weichen würde, komme was wolle. Ich versuche ihr jeden Tag mit meinen rehbraunen Blicken klar zu machen,dass ich sie bald befreien werde. Und so bewache ich das Schloss der Kuppel Tag und Nacht, Woche für Woche und die Monate ziehen ins Land. Wenn der graue Rabe kommt, sehe ich genau zu was er tut, denn meine Zeit wird kommen, und seine wird vorüber gehen, dies weiss mein geschundenes Herz mit absoluter Gewissheit.
Ein heller Blitz lässt mich erwachen aus meiner unbequemen Position. Ich richte mich verschlafen auf und strecke meine müden Glieder, als ein Donner über mich hinwegrollt. Erschrocken zucke ich zusammen, und schlage dabei mein Horn an die Glaskuppel, worauf es plötzlich vor mir auf der feuchten Erde liegt. Das erste Laub ist gefallen, und mit ihm erneuert sich endlich mein Geweih! Den ganzen Sommer lang habe ich darauf hingefiebert und mich auf den Tag vorbereitet. Ich stehe auf und trete einige Schritte zurück, nur um dann mit voller Wucht mein anderes Horn gegen die Kuppel zu hauen, worauf auch dieses sich löst. Voller Zuversicht blicke ich auf die Hörner in meiner Hand. Da ich sie über den Sommer hinveg oft an dem riesigen Schloss gerieben habe, sind sie recht scharft zugeschliffen. Das eine ist spitz das andere ungewöhnlich abgeflacht für ein Horn. Ich nehme das flache und fange an seine Kante voller Inbrunst an dem Goldschloss rauf und runter zu ziehen, genau da wo der Schlüssel hinin soll. Die ganze Nacht arbeite ich unermüdlich daran, mein Horn scharf zu schleifen, so scharf wie es eben sein muss. Das erste mal bin ich froh, dass man durch die Glaskuppel nichts hören kann, so wecke ich wenigstens meine Tarlalaith nicht auf.
Ein kalter Windzug bringt den Raben auf seinen übergrossen grauen Schwingen auf die Lichtung im Herzen des Waldes. Alles Leben verschwindet sofort im Dickicht, keiner traut sich auch nur in die Nähe, nur ich wache noch immer am Schloss. Und ich weiss dies ist der letzte Tag. der Rabe beachtet mich nicht, ist er es sich doch gewohnt, und genau das mache ich mir zu Nutzen. Ich nehme meinen gesammten Hass zusammen und als er seine Federn in den Schlüssel verwandelt, wage ich einen gewaltigen Sprung, und stosse ihm von Hinten mein spitzes Horn geradewegs durch den Rücken in sein Herz. Mit weit aufgerissenen Augen trifft mich der eisige Blick des Raben, doch davon lasse ich mich nicht aufhalten. Nun abgelenkt von meinem Vorstoss, vermag er sich nicht zu wehren, als ich ihm mit dem scharfkantigen Horn den Schlüssel Arm absäble und den Schlüssel endlich im Schloss umdrehe. Das goldene Schloss klickt und öffnet sich nach oben hinweg, sodass ich endlich eintreten kann. Endlich habe ich es geschafft! Ich habe den Wald , mich und meine Tochter befreit, wir werden endlich glücklich sein und sie wird das Leben haben welches ihr unschuldiges Wesen verdient! Doch kaum bin ich in der Kuppel, vernehme ich ein weiteres klicken und ein gurgelndes, kehliges Lachen. Ich drehe mich um, und der graue Rabe bricht zusammen, mit grausamen Grinsen auf dem Gesicht, werden seine Augen starr und milchig. Das goldene Schloss, ist verschlossen, und ich bin bei meiner Tochter. Die Erkenntnis trifft mich mich mit einem Schlag. Wir sind Gefangene, ohne Schlüssel, denn der hat sich abgetrennt wie er ist, wieder in Federn verwandelt. Ich habe meine Tochter auf dem Gewissen, ja- meine Rasse gar- denn nun kommt nichts mehr zu uns durch.Wir werden verhungern und verdursten.. Etwas bricht in mir zusammen, mein Herz macht einen Sprung, als wolle es aus der Brust bersten und die ganze Welt erlischt in meinem letzten Gedanken.
- Der Spiegelaugenfluch (Finished):
Ich erzähle euch nun aus längst vergangener Zeit. Eine Zeit in der das Leben noch einfacher war, und die Rolle der Technik lange nicht so gross war, wie sie heute ist. Damals noch, zur Zeit der Könige und Grafen und der einfachen Leute. Um solche Leute geht es in meiner Geschichte nun. Wir wollen uns dem kleinen Dorf nähern mit den kleinen Häusern und noch kleinere Gärten. Da vorne-seht ihr dieses schüttere Hüttchen? Genau da wollen wir unsere Erzählung beginnen. Lauscht mir gut zu, wenn ich euch sage wie damals alles geschah.
„Ophelie, ich bin zuhause.“ Rief es dumpf durch die Steinwände. Ein kleiner hagerer Mann trat durch die einfach gezimmerte Holztür und liess sie hinter sich ins Schloss fallen. Kaum war er drei Schritte ins Haus getreten, als ein blauer Sausewind ihm entgegenflog und er konnte das kleine Mädchen mit den Aschblonden Zöpfen gerade noch auffangen, bevor es den Boden unter den Füssen tatsächlich verlor. „Vati warum kommst du heute so spät?“ fragte die kleine mit leicht quengelnder Stimme. „Mutti hat sich furchtbar aufgeregt weil die Kartoffeln verkocht sind. Aber jetzt gibt es dafür Spiegelei.“ Sie grinste den Vater schelmisch an. Dieser konnte sich trotz des harten Arbeitstags das Lächeln nun nicht weiter verkneifen, hob seine Tochter auf und streckte ihr seine Nase entgegen um sie an ihrem kleinen Stuppser zu reiben. Da betrat eine gut geformte Frau den Raum in dem Tisch, Bank und ein grosser Schrank schon alles versperrten. „Cunlin, kannst du mir bitte mal –„ ihr wettern brach ab, als sie ihren Ehemann und ihre Tochter so einträchtig sah. Ophelie’s Ausdruck veränderte sich und sie liess eine grob gehauene Pfanne auf den morschen Holztisch sinken. „Ach was solls. Die Kartoffeln werde ich morgen zur Suppe zerkochen. Dann gibt es heuer eben Spiegelei mit Brot. Wenn es dem Herrn denn genehm ist.“ Sie setze einen übertrieben hochnäsigen Blick auf und knickste tief vor ihrem Ehemann, so tief dass sie beinahe den Boden berührte. Das kleine Mädchen auf dem Shoss des Vaters lachte herzlich auf und stünde man ausserhalb des Hüttchens, hätte man die ganze Familie noch lange fröhlich lachen gehört. Doch wir stehen nun mal mitten drin und so bekommen wir auch mit was nach dem Essen geschah.
Nachdem Ophelie das Geschirr versorgt hatte, setze sie heisses Wasser für einen kräftigenden Tee auf. Cunlin besah derzeit seine Tochter am Tisch mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wan lernst du, dir das Essen ins Mündchen zu stopfen, statt es im Gesicht zu verschmieren?“ Gespielt ärgerlich trug er die kleine zum Wasserloch das mit Regenwasser meist gut gefüllt war und wusch ihr das Gesicht. Ophelie schaute aus der Abzugsluke die sich seitlich in der Küchenwand befand zu. Wie gut sie es doch hatte mit einem solchen Mann. Und wie rührend er sich um Ännlin kümmerte. Nein ihr Familienglück könnte nicht grösser sein. Als Vater und Tochter wieder vor ihr standen, gab sie Ännlin einen Kuss auf die Stirn. Geh jetzt zu Bett kleines, wir haben Morgen viel zu tun, Wir müssen zum Gerber um neues Leder für Vatis Sättel zu holen.“ Zwei glasige Augen starrten sie an und die Wangen des Mädchens wurden rosig.“ Wir gehen in die grosse Stadt? Wirklich? Ich freu mich so.“ Ännlin sprang wie ein junges Kalb zu ihrer Pritsche, die mit trockenem Gras gepolstert war und legte sich sofort unter das leichte Leinentuch. Sie zappelte noch kurz vor sich hin, doch sie musste schlafen wenn sie mitgehen wollte und das wusste sie. Ophelie holte derweil den frischen Kräuter Tee vom Herd und goss die Holzschalen voll. Cunlin wartete geduldig bis seine Frau ihm das brühheisse Getränk brachte. Sie sassen eine Zeit lang schweigend vor den rauchenden Schalen, bevor Cunlin das Wort übernahm. „ Heute musste ich den Sattel für den Baron fertig stellen, vier grosse Smaragde wollte er am Knauf einbauen, stell dir vor, wie ich mich fühlte als ich diese Schätze in der Hand hielt um sie einzufassen. Es war unglaublich.“ Ophelie wusste genau, dass ihr Mann ihr und Ännlin gerne ein besseres Leben ermöglicht hätte und deshalb lange auf diesen Auftrag hingearbeitet hatte, in der Hoffnung der Baron würde gut genug zahlen um wenigstens ein Bett für die Tochter ermöglichen zu können. Doch Cunlin schüttelte den Kopf als sie ihn dann hoffnungsvoll ansah. Sie hatte es befürchtet. Die hohen Herren zahlten nur in wenigen Fällen gut, meist nahmen sie es als Geschenk für ihre Taten einfach so an sich. Ophelie sah wie bedrückt ihr Gatte war und versuchte ihn aufzuheitern. „Ach wir haben doch unseren eigenen kleinen Schatz. Den darfst du jederzeit in die Hände nehmen. „ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wangen. „Weib, du weisst so gut wie ich, dass dieser Beryll nichts besonderes ist. In den Bergen finden sich diese Steine zu Haufen. Und unnütz sind sie auch.“ Mit den Worten legte er sich auf den Boden wo er für sich und seine Frau einige Decken ausgelegt hatte. Ophelie legte sich seufzend neben ihn.
Die Nacht legte sich wie ein dumpfer Schleier über das ganze Dorf und verschluckte alle Geräusche in ihrer Dunkelheit. Der nächste Tag ist längst angebrochen, und wir sollten längst wieder bei Familie Sattler sein, auf, auf! Gegen Mittag gab Cunlin es auf, eine neue Sattelvorlage entwerfen zu wollen. Es wollte ihm nicht gescheites einfallen. Er griff belanglos in seine Tasche und bekam den Beryll zu fassen, den er al Mitgift bekommen hatte. Er zog den fast runden Stein aus dem Beutel in dem er steckte und besah ihn sich Gedanken verloren. Er war fast durchsichtig, recht dünn mit grünlichem Schleier drin. Er war nichts wert das wusste er selber, aber je länger er den Stein ansah, desto schöner fand er ihn. Mit einem Mal erschrak er. Vor sich auf dem Kiesweg konnte er in weiter Entfernung einen Reitertross ausmachen. Sofort liess er den Stein sinken, doch auch die Reiter verschwanden. Ungläubig versuchte er seine Augen mehr anzustrengen. Eben war die unverkennbare Staubwolke doch noch da gewesen, es konnte doch nicht sein dass wenn er nicht mehr den Stein vor Augen… Mitten in seinen Gedanken sah er den Stein an. Konnte es sein dass der Stein ihm Sachen zeigte, die nicht waren? Er hob den Beryll wieder hoch und blinzelte mit einem Auge hindurch.
Tatsächlich waren die Reiter samt Pferde nun sogar noch besser zu erkennen als zuvor. Erstaunt sah er den Stein an, packte ihn und rannt ein die Werkstatt. Man hörte ungewohnte Geräusche aus der Sattlerei, doch kaum nach Mittagszeit, kam Cunlin mit einem geschliffenen und völlig flachen, runden Beryll wieder hinaus. Er hielt das spiegelnde Ding vor sein Auge und war fasziniert von dem was er nun alles viel besser sah als zuvor. Er besah sich sein Werk. Spiegelauge. Ja so würde er es nennen, und ab jetzt würde er nicht mehr arm sein, nein, denn das Spiegelauge musste jeder sehen. Den ganzen Tag lief er nun von Dorf zu Dorf und verzauberte die Leute mit seiner Erfindung. Einige sahen dadurch Sachen wie sie es noch nie hatten, für andere schien es keinen Unterschied zu machen. Doch Cunlin störte sich nicht daran, es reichte ihm wenn ein paar seine Meinung über das Spiegelauge teilten. Einige wollte ihm sogar eine Ziege dafür anbieten. Doch er war schlauer. Er würde warten, bis sich ein Adliger davon überzeugen wollte und dann würde er reich sein und seiner Familie ein Haus bauen. Die Sonne war bereits untergegangen, als er bei der Hütte ankam. Er öffnete mit Schwung die Tür, doch im Hause war es still. Weder Ophelie noch seine Tochter kamen ihm entgegen um das wundersame Spiegelauge zu sehen. Verwirrt sah er sich um und was er sehen musste, als er die Küche betrat, zog ihm den Boden unter den Füssen weg.
Da hingen sie. Baumelten wie leblose Kleidungsstücke an einer Wäscheleine. Cunlin brach zusammen unter dem Gewicht der eigenen Schuld. Neben den Leichen hing ein handgeschriebener Zettel an der Wand. Zum Tode verurteilt wegen Beihilfe zu Zauberei. Gesucht: Cunlin Sattler, Flüchtiger Hochverräter gegen über dem Herrn. Kopfgeld 5000 Taler. Warnung: Ist im Besitz eines Zauber Instruments höchster Gefährlichkeit, er sieht alles. Cunlin warf sein Spiegelauge weit von sich und griff nach einem langen Küchenmesser. Und nun meine Freunde, ihr sehr das grausige Ende der Geschichte. Und doch hatte dies alles für uns heute einen Sinn. Denn viele von uns wären aufgeschmissen ohne diesen Beryll von damals. Oder wer sieht heute noch alles ohne seine Brille?
- Aufbruch nach Märchenland (open end):
Kimyra hetzte durch den Gigastore von einem Gang zum nächsten. Die Sensoren die an ihrem künstlichen Intellektor an der Schläfe befestigt waren, scheuchten sie mal wieder unnötig durch die Regale. Manchmal dachte sie, wenn sie den intelligenten Speicher abstellen würde, hätte sie das Produkt ihrer hektischen, verzweifelten Suche schon längst gefunden. Sie mochte Grown Up Tage nicht. Weder den eigenen , noch den ihrer 2 Kinder. Sie verstand nicht, was es daran zu feiern gab, wenn die Kinder mit 8 Jahren ihren eigenen Intellektor erhielten, den sie von diesem Tag an unwiderruflich tragen mussten. Das mühsame Lernen aus früheren Zeiten fiel weg, da man sich beliebige Informationen einfach auf den Intellektor laden konnte. Eine Schule brauchten die Kinder ab dann nicht mehr und zuvor wurden sie dort unterrichtet, wie ein Intellektor betrieben und genutzt wird. Das Gerät galt als die grösste Erfindung aller Zeiten. Alles war einfacher. Kimyra kannte die vergangene Moderne nur vom entsprechenden Programm. Welches eines der Standard und Pflichtprogramme war. Doch oft fragte sich die kluge Mitdreissigerin mit den Kastanienbraunen, kurzen Haaren, wie es wohl ohne wäre. Sie wusste, dass mit Erhalt des „Gehirnpfuschers“ wie sie ihn gern nannte, die eigene Fantasie verblich. Alle wussten es. Es war eine Vorsichtsmassnahme, um Ideen von Gewalt zu unterdrücken. Es war gelungen. Die Menschheit kannte Gewalt nur noch von Programmen. Sie alle waren wie Lämmer ab dem einen Tag der Grown Up genannt wurde. Und jetzt war ihre jüngere Tochter soweit, und das verlangte nach einer Feier und natürlich einem passenden Programm als Geschenk. Aber ihr Gps führte sie wohl gerade den längsten Weg durch die Gänge in denen man gewünschtes Programm mit dem Code voran nur an den Intellektor halten musste. In ihrem Falle natürlich an den, ihrer Tochter Ihari, die ihren noch nicht trug. Kimyra bemerkte, dass sie wieder völlig abgeschweift war in ihren Gedanken. Gerade wollte sie umdrehen, als sie aus den Augenwinkeln ein sonderbar farbiges Bild wahrnahm. Sie schaute es sich genauer an. Es waren komische Figuren zu sehen, welche auf einer lila leuchtenden Wiese versammelt waren. Sie rief ihren Speicher der Bibliothek des Intellektors ab, was zu der Erkenntnis führte, dass die Leute auf dem Cover wohl bekannte Märchenfiguren aus der früheren Moderne waren. Ein Kind mit rotem Umhang grinste frech, während ein anderes von Tieren umschwärmt wurde und einen roten Apfel in der Hand hielt. Irgendwas am Grinsen des sogenannten „Rotkäppchens“ zig Kimyra so in den Bann, dass sie beschloss, dass dies das rechte Geschenk war. Sie rief noch nicht mal nähere Informationen darüber ab, doch sie sah, dass es sich um ein virtuelles Speil handeln musste. Also las sie es in den ungebrauchten Intellektor Iharis und schaute dass sie möglichst schnell wieder aus dem Gigastore kam. Sie stieg in ihren Airswimmer welcher sie sicher durch die Luftwege nach Hause brachte. Sie hielt am Eingang das Gerät dass an der Mauer befestigt war an ihren „Gehirnpfuscher“ und das mittlere Messingstück ihrer Hauswand schob sich zur Seite, sodass sie eintreten konnte in die Räume die sie einst so voller Inbrunst dekoriert hatte. Doch das alles hatte mit jedem Jahr das sie alterte an Wert verloren für sie. Sie wusste dass es mal sehr wichtig für sie war, möglichst anders als die andern zu leben, aber die Ideen dazu waren beinahe alle schon verblasst zu wagen Gedanken, die sich manchmal in ihre Träume schlichen. Sie schüttelte die wagen Gedanken ab und machte sich daran das Haus gebührlich zu dekorieren. Die Lust dazu fehlte ihr völlig und erst als Leshera, ihre ältere Tochter heimkam, besserte sich ihre Laune etwas. Zusammen waren sie schnell fertig und setzten sich dann auf ein bequemes Sofa aus weichem Stoff. „Mom, was hast du für Ihari ausgesucht?“ Die Wolkengrauen Augen ihrer Tochter schauten sie neugierig an. Diese Augen hatte sie von ihrem Vater, der jedoch bei einem bedauerlichen Unfall ums Leben gekommen war. Kimyra schaute ihr gern in die Augen, und deshalb bekam Leshera auch oft was sie gern wollte. Wegen der wunderschönen, mandelförmigen Sturm Augen. Doch heute wollte Kimyra ihr nicht einfach alles verraten, denn sie wusste wie lose das Mundwerk ihrer Tochter sein konnte. „Das wirst du sehen, wenn Ihari gleich ko-„ sie wurde jäh unterbrochen, als die Wand aufging und ein kleiner blitz mit fliegenden blonden Locken auf sie losstürmte und an ihr hochsprang. Kimyra fing die ungestüme Ihari in ihren Armen auf, und wirbelte mit ihr einmal im Kreis. Wenige Minuten später hielt sich Ihari voller Glückseligkeit ihren eigenen Intellektor stolz an die Schläfe, wo sich die kleinen Antennen sofort in ihren Kopf schlangen und sich mit den Gehirnsträngen verbanden. Der Vorgang tat nicht mehr weh, wie zu Anfangszeiten, man spürte nur einen Juckreiz. Kaum hatte ihre Kleine das Spiel entdeckt, war sie nicht mehr zu halten. „Mommy los spiel mit mir“ sie bettelte und so vertiefte sich die ganze kleine Familie in das Spiel, in das sie Gedanklich völlig absanken, bis der Start bekannt gegeben wurde und ihr Körper sich vom Geist getrennt hatten, welche kurz in einer schwarzen Ebene der Unwissenheit ertranken. Zwiiiiiing.. Und die drei fanden sich auf einer Lila Wiese wieder. Ein riesengrosser grüner Frosch hockte vor ihnen, er war fast so gross wie Ihari, doch die drei kamen gar nicht dazu sich vor ihm zu erschrecken. Mit einem einzigen Sprung, segelte er über sie hinweg und packte währenddessen die kleinste von ihnen, um mit ihr davon zu eilen. Kimyra erschrak und schrie auf. Leshera rannte dem Frosch sofort nach und von einem Augenblick auf den Andern stand die Mutter alleine auf der endlosen Wiese. Panisch schaute sie sich um, das war ein Spiel! Es konnte nicht sein, wo waren ihre Töchter?! Sie lief los. Irgendwo musste doch ein Ende dieser Wiese zu sehen sein! Auf einmal stolperte sie über etwas Kleines und landete unsanft im Gras. Welches gar nicht weich war, sondern rau und grob. Sie sah sich um, und das vor sich das Mädchen mit dem breiten Grinsen. Es war nur so klein wie ihr Daumen, aber es stand vor ihr, die Hände in die winzigen Hüften gestemmt. „Was fällt dir ein, du ungehobeltes Weib eines Riesen!“ Piepste ihre Stimme schrill. Kimyra stammelte eine rasche Entschuldigung und wollte gerade aufstehen, um weiter zu gehen als das Rotkäppchen ihr mit der Geste zu verstehen gab, sich zu ihr zu bücken. „komm ich sag dir was, nimm mich auf die Hand.“ Sie grinste wieder und ihre Zähne sahen irgendwie merkwürdig aus. Die Kinderlose Mutter tat wie ihr geheissen, wenn auch mit etwas Abscheu vor dem kleinen Ding auf ihrer Hand. Dieses reckte sich zu ihr hoch. „Du wirst sie nicht wieder sehen, hier ist deine kleine verloren, wir sind in Märchenland und sie wird es lieben. Du und die andere aber, ihr seid zu weit von uns entfernt in euren Gedanken. Wir werden gut auf dein Mädchen aufpassen. Hier gibt es nur sehr nette Leute.“ Ihr Grinsen wurde noch breiter und Kimyra sah nun voller Schrecken, dass die Zähne viel zu lang waren und am Ende spitz zuliefen. Das Rotkäppchen setzte zu einem höllischen Lachen an, biss der Frau dann blitzmässig in die Handfläche und war verschwunden. Kimyra konnte nicht mehr. Sie sank zu Boden und als sie wieder aufsah, verwandelte sich das Lila Gras zu ihren Füssen in metallisch glänzende Eiszapfen artige Gebilde di überall aus dem Boden schossen. Sie schrie entsetzt auf, als einer der Spitzen sich in ihre Wade bohrte und alles wurde Schwarz um sie herum. Verschwommen nahm die Frau einen pochenden Schmerz in ihrer Hand wahr. Sie blinzelte und wurde von hellem Licht geblendet. „Sie ist wach!“ hörte sie eine aufgeregte Stimme über sich. Sie bemühte sich das Strahlen um sie herum zu ignorieren und erkannte dass sie auf einer medizinischen Station war. Mit einem Schlag fiel ihr alles wieder ein. Ruckartig sass sie in dem Krankenbett auf und schrie nach ihrer Tochter. Starke Arme drückten sie sofort wieder hinunter. Doch Kimyras Angst wuchs. Sie wollte gerade die Hand packen, die mit einer Injektionsnadel vor ihr herumwedelte, als sie diese verfehlte. Wie gebannt besah sie sich ihre Hand, welche so wehtat. Oder besser ihren Armstumpf. Sie schrie entsetzt auf. “Meine Hand!“ „Beruhigen sie sich Ma’m wir mussten sie abnehmen, das Gift hätte sie sonst getötet. Beruhigen sie sich doch“ Wie sollte sie sich beruhigen und wo waren ihre Töchter?! Sie spürte einen Einstich am Hals und sank zurück. Bevor sie wegtrat konnte sie die Stimme Lesheras hören, die irgendwo im Raum nach ihrer kleinen Schwester schrie. Die Erinnerung an Rotkäppchens Worte hallten ihn Kimyras Gedanken hin und her. Und bevor sie in tiefen Schlaf sank wusste sie, sie würde alles tun um die Tochter zurückzubekommen. „Ich werde sie alle Töten!“
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| - Efeuelfchen und Sternentroll [Märchen mit Happy End] (finished):
„Hier müsst ihr auch noch durch, los, sonst ist sie gleich wieder weg.“ Geschäftig turnten die kleinen Wesen mit den bunten durchscheinenden Flügeln um eine Wurzel herum und hantierten mit einer Ranke. Sie reichten das Ende der Ranke herum, bis es an den richtigen Ort gelangte, wo es dann sofort durchgefädelt und festgezurrt wurde. Einige der Wesen lachten, als sie ihr Werk begutachteten. Als sie zurücktraten, wurde der Blick frei, auf eine winzige Figur, welche mit angsterfüllten, rauch grauen Augen von einem zum andern sah. Die Ranke umwand deren Körper vollständig, sodass nur der Kopf zu sehen war. „Das kommt eben davon, wenn man seinen Platz nicht kennt, du stinkendes Efeuelfchen!“, eine etwas zu rau wirkende Stimme erhob sich über die andern und eine grossgewachsene Elfe mit rosa leuchtenden Flügeln und kunstvoll hochgesteckten gelblichen Haaren trat genau vor die Gefesselte. Sie war blass, genau wie alle neben ihr und es schien ein so zartes Wesen zu sein, dass man es nur berühren müsste, und schon zerfiel es zu Staub. „Kommt wir wollen sie hier den Hummeln überlassen, obwohl diese sich bestimmt nicht lange mit ihr begnügen können. Als ob sie Blütenstaub abzugeben hätte. Das wird die Hummeln aber gar nicht freuen.“ Mit einem hämischen lächeln erhob sich die Elfe in die Luft und die ganze Gruppe folgte ihr sogleich. Alle bis auf eine sehr dürr geratene, die durch ihr Lila schimmerndes Haar sofort auffiel. „ Aber Zynthia, wir werden sie doch wieder holen?“ Ihre Stimme passte besser zu ihr als die der ersten. Sie war fein und hell, wie der Klang der ersten Maiglöckchen im Frühling. Zynthia, die grosse Elfe blieb mit den Flügeln flatternd in der Luft stehen. „Hast du etwa Mitleid mit so einem Komposthaufen? Vergiss sie, uns bleiben genug andere, komm jetzt Malis, wir gehen. Königin Halha beginnt sicher bald mit der Abendsonnen Zeremonie, oder willst du meine Tante etwa verärgern?“ In ihrer stimme war ein Ton der es gewohnt war keinen Wiederspruch zu erfahren, das wusste die kleine festgebundene Efeuelfe nur zu gut, und so wunderte sie sich auch nicht, als Malis ihr noch einen letzten, reumütigen Blick zuwarf und dann hinter den andern Blumenelfen her flatterte.
Nun war sie ganz allein. Alle hatten sie verlassen. Die Efeuelfe versuchte ihre Hände unter der festen Ranke zu bewegen, doch ohne jeglichen Erfolg. Sie wusste, sie war nicht die erste Elfe der so etwas passierte. Immer wieder geschah es, dass bestimmte Elfen verschwanden, sie wurden dann nie mehr gesehen im Elfendorf. Doch jetzt war sie es, und nun wusste sie was mit all den armen Schwestern und Brüdern geschehen war. Sie hatten so wie sie selber an einem Baum ausharren müssen, in der Hoffnung dass die Hummeln sie nicht fanden. Doch wenn nicht die Hummeln kamen, was sollte dann mit ihr passieren? Schreckliche Gedanken durchzuckten ihren kleinen Kopf mit den langen Nussbraunen Haaren, die ihr in einem langen Zopf geflochten, bis zur Taille reichten. Sie würde verhungern, oder gar einfach in der glühend heissen Sommersonne vertrocknen. Man würde sie nie finden, ihr Körper wäre dann nichts als zerfallenes Laub am Fusse einer alten Weisseiche. Wenn sie gekonnt hätte, so hätte sie wohl begonnen zu zittern. Mut war noch nie ihre Stärke gewesen. Seit sie wusste, hielt ihre Mutter sie immer an, sich ruhig zu verhalten und die Blumenelfen bloss nie direkt anzuschauen. Viele ihrer eigenen Art hatten über die Jahre einen Buckel bekommen, weil sie ewig auf den Boden starrten. Sie waren nur die Arbeiter unter den Elfen. Ihnen war Spass und die Freude am Frühlingslicht nicht erlaubt. Ihre Mutter hatte bis zu ihrem Tode Spinnweben zu Stricken gesponnen, welche benötigt wurden um die feinen Netze zu flechten, mit denen sie die Pollen und den Blütenstaub in der Luft einsammelten. Doch irgendwann konnte sie nicht mehr und sie hatte die kleine Efeuelfe alleine gelassen. Sie hasste es eine Efeuelfe zu sein. Sie waren die einzigen überlebenden Elfen, die keiner Blumenrasse angehörten. Besonders viele von ihnen gab es auch nicht mehr, weshalb sie alle noch mehr schuften mussten, um die Arbeit für alle Blumenelfen verrichten zu können. Ihre trüben Gedanken woben sich in ihrem Kopf hin und her, bis sie richtig müde wurde. Am besten sollte sie einfach die Augen schliessen und auf das Ende warten. Ein tiefgrauer Nebel umschloss ihr Herz und sie liess sich in die trübe Welt ihres Schlafes fallen.
Ein schmatzendes Geräusch weckte die kleine Elfe aus ihren unerholsamen Träumen. Ihre grauen Augen flammten sofort auf, als sie bemerkte, dass das Schmatzen immer näher kam. Was für eine Teufelei würde jetzt wohl auf sie zukommen? Auf der hinteren Seite ihres Baumes raschelte es nun im Gras, das Schmatzen war verklungen. Was auch immer dort war, es war nur ein paar Meter entfernt von ihr. Ihr dünner Atem ging schneller vor Angst. Was würde wohl um die grossen Wurzeln der Eiche herumkommen? Ein kratzendes Geräusch schabte über den Boden, ein schwerer Körper schob sich Meter um Meter um den grossen Baum. Als die kleine Elfe meinte, ihr Herz müsse ihr vor Furcht in der Brust zerspringen, tauchte eine rundliche Gestalt vor ihr auf. Kleine schwarze Knopfaugen sahen die ihren neugierig an. Das Tier war so viel grösser, als sie selber, doch in dem Augenblick verfolg ihre Angst, denn sie erkannte die Freundlichkeit seines Wesens auf Anhieb. Glucksend schluckte das Tier etwas hinunter, bevor es sie ansprach. „Was bist du denn?“ Ein winziger Anflug von einem Lächeln stahl sich auf das kleine Gesicht am Baum. „Ich bin eine Efeuelfe. Und was bist du? Kannst du mir helfen von hier wegzukommen?“ Hoffnungsvolle Gewitterwolken Augen starrten das Tier an. Es legte den Kopf schief. „Ich bin ein Igel. Mein Name ist Omnom. Warte, ich guck mal, ist die Ranke den lecker?“ Sie konnte noch nicht einmal antworten, als es auch schon wieder schmatzte, doch diesmal neben ihr. Der Igel frass sich einfach durch die Liane und fast im gleichen Augenblick lockerte sich der Knoten am Ende. Freudig wand sich die Efeuelfe aus den Überresten der Ranke. „Ich danke dir Omnom, du hast mir das Leben gerettet. Wenn ich nur etwas tun könnte, um mich erkenntlich zu zeigen.“ Die Elfe sah den Igel erwartungsvoll an. Der frass in Ruhe die Ranke auf, bevor er antwortete.“ Hm, Wenn du nichts dagegen hast, ich könnte einen Wegbegleiter brauchen, ich möchte meine Familie besuchen. Sie lebt hinter den Felshügeln, in einem kleinen Wäldchen. Es scheint mir nicht so, als hättest du etwas anderes vor. Vielleicht erzählst du mir auf dem Weg etwas von denen, die dir das angetan haben?“ Omnom sah sie lieblich an. Die kleine Efeuelfe war begeistert von seinem Plan. Ja sie würde mit ihm reisen. Omnom lief voraus mit seinem wackelnden Gang, der etwas schwerfällig wirkte, während die Efeuelfe ihm auf flinken, wenn auch zurzeit noch ziemlich steifen Beinchen nachhüpfte. Doch sie waren nicht weit gekommen, als Omnom sich zu ihr drehte. „Wie heisst du eigentlich?“, fragte er sie verwundert über seine eigene Nachlässigkeit, die es ihm wohl erlaubt hatte ,diese Tatsache so lange ungeklärt zulassen. Der Blick der kleinen Elfe verhiess ihm jedoch nichts Gutes. „Ich habe keinen Namen. Im Elfendorf, gebührt es nur den Blumenelfen eigene Namen zu tragen. Die Efeuelfen besitzen keine.“ Eine Traurigkeit legte sich über ihre Stimme, der Omnom nichts entgegen zu setzen hatte. Er konnte sich nicht vorstellen wie es sein musste ohne einen eigenen Namen zu leben. Doch die Efeuelfe liess ihn nicht lange zappeln, denn sie wusste ja, dass er auf Geschichten aus ihrer Heimat brannte, er hatte es ja deutlich erwähnt. „ Nun du musst wissen, es gibt bei uns Elfen verschiedene Rassen. Die höchsten sind die Rosenelfen. Unter ihnen wird alle 3 Jahre eine neue Königin gekrönt. Sie sind auch die eitelsten und hochmütigsten von allen. Dann gibt es noch die Nelkenelfen die sind besonders auf die Sauberkeit im Dorf bedacht. Sie sorgen dafür, dass alle wissen, wann sie welche Blüten zu putzen haben. Die Veilchenelfen haben die Aufgabe dafür zu sorgen, dass alle Elfen immer gut Duften. Sie sammeln mit Netzen die Blütenpollen aus der Luft und stellen Duftmittel zusammen, denn allen Elfen ist es sehr wichtig, gut zu riechen. Und die Distelelfen das sind die spitzzüngigsten. Sie beobachten immer alle andern, ob diese auch alles richtig machen. Vor allem kontrollieren sie aber uns Efeuelfen. Und dann wären wir bei meiner Rasse angelangt. Wir gelten nicht viel und wir dürfen uns auch nicht mit Blumenelfen unterhalten. Eigentlich sind wir nur da um die ganze Arbeit zu machen. Früher gab es noch mehr Elfenvölker, solche wie wir, die sich nicht andauern bestäuben und in neue Blüten wickeln, aber sie alle sind verschwunden, als die erste Rosenkönigin die Regentschaft antrat. Seither hat es immer nur noch Königinnen aus diesem Volk gegeben, und es wird wohl auch immer so sein. Ich war nicht das erste Opfer der Blumenelfen. Die jüngeren machen sich einen Spass daraus, Efeuelfen zu quälen. Sie setzen uns vor dem Elfendorf aus, als Beschwichtigung für die Hummeln. Sie denken, sollen die Hummeln lieber uns erwischen als eine von ihnen. Denn wenn die Hummeln angreifen, weil sie den Blütenstaub wollen, der an den Blumenelfen haftet, gibt es immer viele Tote zu beklagen. Und so wenden sie es ab. Mit uns als Ablenkung. Du weisst jetzt wie es bei uns zugeht. Können wir vielleicht da vorne eine Pause machen?“ Omnom schaute verwundert nach vorne und sah, dass da eine kleine, aber frisch sprudelnde Quelle war.
Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie schon so weit gelaufen waren. Er nickte und war selbst froh, seine kurzen Beine einen Moment ausruhen zu können. Er dachte über all das nach, was er eben gehört hatte. Es stand im so völligen Gegensatz, zu allem was er in seinen Kindertagen zuhause über Elfen erzählt bekommen hatte. Er hatte sich Elfen immer fröhlich singend vorgestellt, nett zu allen und nur auf die Natur bedacht. Doch nun offenbarte sich ihm, dass auch dieses kleine Naturvolk wohl zur Tyrannei neigte. Verächtlich schmatzte er ein paar mal vor sich hin. Nirgendwo gab es wohl mehr Frieden. Er sah sich nach ein paar Käfern um, die verspeisen konnte und wurde neben einem Stein fündig. Efeuelfchen dagegen, genoss das plätschernde Kühl und hatte schon ihre kleinen Füsschen in die tanzenden Wogen gestreckt. Nachdenklich schaute sie zum Nachthimmel empor, der sich im Osten bereits erhellte. Eigentlich hätte sie müde sein müssen, doch dem war nicht so. Als sie genug hatte von den sanften Wellen, die so langsam ziemlich kalt um ihre Gelenke spülten, zog sie sie wieder heraus und wischte sie an ein paar grossen Grashalmen ab. Omnom war wohl gerade eben fertig geworden mit seinem Imbiss und die beiden setzen ihren Weg in Richtung der schon viel näher liegenden Felsenhügel fort. Die beiden hatten einiges zu bereden. Omnom erzählte auch gerne lebhafte Geschichten, wie er mit seinem Vater Knopps und den beiden Schwestern Hariba und Cripsie wohl tagelang auf der Suche nach den besten Mehrwürmern gewesen war, und welchen Spass sie dabei gehabt hatten. Efeuelfchen hörte ihm gerne zu, denn er schien eine unbeschwerte Kindheit gehabt zu haben.
Die beiden wuchsen sich gegenseitig sehr ans Herz. Und nach zwei Tagen voller Erzählungen und kleiner Abenteuer, standen sie vor einer Kieselgrenze. Die seichte Wiese hörte einfach auf und grosse Hügelketten, aus lauter Steinen erhoben sich vor ihnen. „ Hmm, ich konnte diese karge Landschaft hier noch nie leiden, machen wir, dass wir auf die andere Seite kommen.“ Omnom murrte noch etwas vor sich hin, doch Efeuelfchen sah sich fasziniert die Linien in den grossen Steinen an, die vor ihr lagen. Bis jetzt hatte sie immer nur das Grün der Wiesen gekannt, aber diese Farben, die hier in einem einzigen Stein erscheinen konnten und die Muster die in den Steinen herumtobten waren von ganz anderer Schönheit. Sie konnte nicht verstehen, was man daran nicht hätte mögen können. Als Omnom loslief und anfing über und um die ersten grösseren Brocken zu klettern, wurde ihr nur noch froher ums Herz. Hier konnte man von Stein zu Stein hüpfen. Keiner würde ihr verbieten fröhlich herumzutoben, und es gab keine lästigen Äste, worin man sich die feinen Flügel hätte verfangen können.
Ausgelassen sprang sie von Fels zu Kiesel und umgekehrt, wobei ihr Wegbegleiter nur den Kopf zu schütteln vermochte. Der Igelmann konnte die Freude der kleinen Elfe nicht verstehen. Er schlug sich andauernd sie Pfoten an, an dem kargen Untergrund und seine Fusssohlen schmerzten schon. Wenn das so weiter ging, würde es nicht lange dauern, bis die Füsse Bluten würden. Die kleine Hüpfelfe da drüben konnte von Glück sagen, sie hatte ja Flügel. Er wurde immer griesgrämiger und missmutiger, als Efeuelfchen mit einem langen Wurm in den spitzen Fingern auf ihn zukam. „Schau, den hab ich da drüben gefunden, der sieht doch bestimmt schmackhaft aus, nicht?“ Lachend gab sie ihm den Leckerbissen, den er natürlich gleich verdrückte. Gerade schien sich seine Laune wieder zu bessern, als ein grosser rötlicher Stein über die Hügel rollte. Ihm folgten zwei weitere graue Steinbrocken nach, und sie kamen direkt auf die beiden Reisegefährten zu. Omnom wollte gerade einen Warnruf ausstossen, als die Felsstücke direkt vor der verdutzten Elfe stehen blieben. Die kleine traute ihren Augen nicht, als mit lautem ächzen und knarzen der rötliche Stein einen Riss bekam, und sich öffnete. Direkt vor ihrem Gesicht spielte sich Seltsames ab. Der Stein bekam ein Loch und die Türwand, was sie anscheinend war, schob sich gegen aussen auf. Dann trat ein Geschöpf aus dem Stein hinaus, eines wie sie es noch nie in ihrem kurzen Elfenleben gesehen hatte. Es war etwa zweimal so gross wie sie, und doch nicht ganz so breit wie Omnom, es sah aus, als hätte es eine Haut aus glitzerndem Gestein, doch es lebte. Ein kluges Gesicht schaute sie von oben herab freundlich an, mit bernsteinfarbenen Augen. Es hatte keine Haare und starke Arme und Beine. Und hinter der Kreatur entstiegen noch einmal zwei weitere den Steinen, noch grösser aber auch viel dicker als das erste.
Die Elfe konnte den Blick jedoch nicht vom ersten abwenden. Efeuelfchen hörte noch wie Omnom ihr zurief, sie solle bloss fliegen, so schnell sie könne, doch es interessierte sie nicht im Geringsten. Sie wollte nur noch den ganzen Tag da stehen und das Geschöpf anschauen. Durch seine Haut die ebenso rötlich war wie der Felsbrocken aus dem es gestiegen war, schimmerten schwarze und dunkelgraue Linien hervor, was ihm ein Aussehen von rötlichem Marmor verlieh. Das Wesen war es schliesslich, welches sich zuerst auf sich selber besann und das Wort ergriff. Eine tiefe rollenden Stimme erklang, doch mit einer Sanftheit darin, wie man es sich nur schwer vorstellen konnte, wenn man nicht selbst dabei stand.“ Willkommen im Granatwald, schöne Fremde. Du siehst aus, als hättest du bereits eine weite Reise hinter dir. Kann ich dir ein frisches Mahl anbieten?“ nach einem kurzen Seitenblick fügte er hinzu:“ Dir und deiner Begleitung. Er sieht hungrig aus.“ „Oh dass ist Omnom, und der ist immer hungrig.“ Erwiderte Efeuelfchen etwas scheu. Omnom hatte es nun endlich geschafft sich durch die Felskrümel bis zu ihr hindurch zu kämpfen. „Komm schon wir verlassen diesen Ort, man hört nur schlechtes über die Trolle“ Ängstlich beäugte er die drei Wesen. Efeuelfchen konnte allerdings nichts sehen, was ihr bedrohlich vorkam. „Ein Troll bist du also? Ich dachte nicht dass es euch gibt.“ Sie staunte den Troll vor ihr an. „Nun ich habe auch nie wirklich an Elfen geglaubt, trotzdem scheinst du mir eine zu sein. Wirst du mein Angebot annehmen?“ Efeuelfchen sah rasch zu Omnom, der vehement den Kopf schüttelte und ihr bedeutete, ja nicht zu tun, was ihr vorschwebte. „Dann trennen sich wohl hier unsere Wege lieber Omnom. Ich möchte gern eine Weile hier bleiben. Bestell deiner Familie recht nette Grüsse von mir.“
Noch nie hatte sie sich bei etwas so sicher gefühlt wie bei dieser Entscheidung. Omnom blickte sie traurig an, doch er sah in ihren Blicken, die sie den roten Troll zuwarf, dass alles Bitten und Betteln vergebens sein würde. „Geh deine Wege, ich der Prinz der Sternentrolle versichere dir einen gefahrlosen Weg über den Granatwald. Dir wird kein Leid geschehen.“ Omnom vertraute dem grossen Wicht zwar keineswegs, aber er musste so oder so über die Felsenhügel. Da war es wohl besser mit der Absicherung eines Prinzen. „Efeuelfchen, ich hoffe du kommst mich mal besuchen.“ Seine Abschiedsworte waren weder gross noch schwungvoll, doch er meinte sie ehrlich und aus tiefstem Herzen. Dann Zog er mit einigem Abstand an den drei Trollen vorbei und blickte nicht zurück. Efeuelfchen sah ihrem Freund nach. „Keine Angst, ihr werdet euch wieder begegnen, komm nun aber mit in unsere Höhlen.“ Vertrauensvoll folgte die kleine Elfe dem Sternentroll und er half ihr galant über jedes noch so kleine Hindernis. Als sie am Eingang der Höhlen ankamen, liess er seine beiden Bediensteten vorauseilen, um ihre Ankunft kund zu tun und vorbeireiten zu lassen. Als sie durch das steinerne Tor schritten, staunte die Elfe nicht schlecht. Was von aussen rau und grob gewirkt hatte, war von innen mit den schönsten Mustern verziert. Edelsteine die in allen erdenklichen Farben leuchteten, prangten in aus Stein gemeisselten Blumenmustern. Grosse kunstvolle Laternen schmückten das Innere. Als Efeuelfchen sich sattgesehen hatte, drehte sie sich zum Sternentroll um. „Es ist so wunderschön hier, ich möchte diesen Anblick nie mehr missen.“ Lächelnd antwortete der Trollprinz: „ Niemand schickt dich hier weg, wenn du gewillt bist zu bleiben. Hier kann jeder tun wies ihm gefällt. Selbst die Bediensteten die du gesehen hast, sie machen das alle freiwillig, weil sie dem Königshaus gerne dienen möchten. Sie alle machen das nur solange sie wollen, und doch haben wir immer genug Freunde die uns alles aufbereiten was wir wünschen. Ist das bei euch nicht ebenso?“
Die Erkenntnis traf Efeuelfchen wie ein harter Windstoss im Herbst. Nein bei ihnen war es ganz und gar anders. Es war also so wie Omnom und sie es sich oft auf ihrer Reise ausgedacht hatten. Es war nicht immer alles wie es schien in der Welt.
Epilog:
Omnom hatte gerade den herbstlich, farbigen Laubhaufen verlassen um seinen Winterschlaf aus dem Fell und den Stacheln zu schütteln, als eine Amsel angeflogen kam und genau vor ihm Halt machte. Sie liess einen Kiesel Fallen, um den ein grosses Eichenblatt geschlungen war. Kaum hatte sie sich ihrer Last entledigt, flog sie auch davon. Omnom nahm den Stein verwundert an sich. Knopps, Hariba und Cripsie hatten sich wohl noch nicht genug ausgeruht, da hatte er etwas Zeit den Steinbrocken genauer zu untersuchen. Er fand heraus, dass es wohl eher um das Blatt ging, als um den Stein, denn darauf waren deutliche Buchstaben zu sehen.
Mein lieber Freund Omnom Es freut dich bestimmt zu erfahren, dass ich mein Glück hier im Granatwald gefunden habe. Der Sternentrollprinz den du zusammen mit mir kennen gelernt hast, hat sich als wundervoll, liebender Ehemann herausgestellt. Wir beide sind vor kurzen sogar Eltern geworden. Stell dir vor mein Freund, gleich 3 Kinder hat man uns geschenkt. Es sind übrigens ganz besondere Kinder, denn sie haben von uns beiden etwas. Die Trollfamilie nennt sie schon liebevoll, die drei Trolfen. Nun wir gedenken dir bald einen Besuch abzustatten. Bitte mach dir nicht zu viel Mühe, denn ich weiss ja, wie viele Gedanken du dir mancherweil machst. Mit besten Grüssen Unterzeichnet: Efeuelfchen und Sternentroll
- Wunder unterm Weihnachtsbaum [Eine Katzengeschichte] (finished):
Mungo schleppte sich durch das nasse Weiss, welches nun schon seit Tagen die Landschaft bedeckte. Ihre Glieder waren steif und die sonst so geschmeidigen Pfoten brannten vor Kälte. Wäre ich bloss nicht weggelaufen, vielleicht hätte sich Janosch wieder erholt und mir doch ein doch ein Plätzchen auf seinem Schoss angeboten, wenn ich nur noch ein wenig länger um seine Beine gestrichen wäre. Die Gedanken der schönen grau gefleckten Kätzin trugen sie zurück. Ihre Familie war immer gut zu ihr gewesen. Sie hatte bei Janosch und seiner Frau Liliana gewohnt. Jeden Abend gab Liliana ihr eine Büchse mit leckerem Fisch, wenn sie besonders fröhlich war, manchmal sogar die Reste von einem Hühnchen, welches Janosch so gerne zum Mittagessen ass. Danach ging sie zu dem gemütlichen, grünen Sofa vor dem grossen Flimmerkasten und setze sich immer so hin, dass Mungo auch bestimmt noch genügend Platz hatte, sich neben ihr auszustrecken. Doch Mungo legte sich dann lieber auf ihre Beine, denn sie wusste, dass Liliana ihr dann den Kopf kraulte, während sie das Geschehen im Fernseher mitverfolgte. Janosch sass derweil auf seinem grossen Sessel, gleich neben dem, für Mungo, viel zu kalten Glastischchen, welches im Wohnzimmer stand. Dort starrte er dann tief über einem Heftchen gebeugt auf die Rätsel, welche er immer zu lösen versuchte, was ihm jedoch selten gelang. Liliana hatte die schöne graue Kätzin eines Tages im Wald gefunden, als sie noch ganz klein war und sie mit nach Hause gebracht. Janosch war fürchterlich böse gewesen, weil er der Meinung war, dass die kleine Rente die ihnen zustand, noch nicht mal genügte um sie beide heil durch den nächsten, bestimmt noch viel kälteren Winter zu bringen. Liliana wollte die kleine Kätzin jedoch nicht ihrem Schicksal in der Einsamkeit der weiten Welt überlassen und konnte sich nach viel Gestreite durchsetzen. Zum Anfang wollte Janosch nichts mit Mungo- Ja diesen Namen hatte Liliana der Katze gegeben, da sie frech wie ein Mungo sei- zu tun haben wollen. Die Jahre zogen ins Land und schliesslich, an einem Abend holte er ihre Büchse mit den vorzüglich riechenden Fischchen hervor und seine Frau stand daneben und lächelte. „Nun siehst du mein Schatz, es ist doch gar nicht so schlimm. Bestimmt freut sie sich darüber, auch einmal ein Leckerli von dir zu bekommen.“ Von diesem Tage an, kam es öfter vor, dass auch Janosch mich streichelte. Nur auf seinen Schoss durfte ich bis zuletzt nie. Mungo blinzelte ihre Erinnerungen weg. Nun war alles anders. Sie war wieder allein, hier draussen in der Kälte. Ihr Magen knurrte wie ein ganzes Rudel wildgewordener Hunde, und sie war sich sicher, dass wenn sie zurück blicken würde, auf die Spuren, welche sie im Schnee hinterlassen hatte, sie nicht weisse, sondern mit roten Tropfen gespickte Abdrücke vorfinden würde. Sie tat es jedoch nicht. Nein, sie würde weiter gehen. Irgendwann mussten doch wieder Häuser stehen, denn schliesslich war da wo sie jetzt lief einmal ein Pfad gewesen. Doch der Wind der ungestüm seit Tagen wütete, hatte im Schneegestöber alle Anzeichen von einem Weg verschwinden lassen. Das gewitterwolkengraue Fell der erschöpften Katze ging nun schon fast unter in dem beissenden Weiss. Ihre Schnurrbarthaare zuckten. Nein du darfst jetzt nicht aufgeben. Nicht um deinetwillen, aber die kleinen, ich muss sie an einen warmen Ort bringen. Einen an dem sie sicher sind. Oh Janosch, warum nur hast du mich gerade jetzt davon gejagt? Müde und vor Schmerz ächzend zog sie ihren viel zu schweren Körper weiter. Sie musste sich beeilen, bald würde es zu spät sein. Doch der übergrosse Bauch verhinderte, dass sie wann immer sie einen Vogel sah, welcher sich auf den Boden niederliess, um nach letzten Krümeln zu suchen, auch nicht annähernd so dicht an ihn rankam, als dass sie die Beine zum Sprung anspannen können. Das schleifende Geräusch im hohen Schnee verriet ihr Kommen jedes Mal viel zu früh. Sie durfte nicht an ihren Hunger und die klirrende Kälte denken. Ihr einziges Streben musste das Vorwärtsgehen sein. Das war die einzige Möglichkeit, wie sie es vielleicht bis zum nächsten Dorf schaffen konnte. Nicht denken, nur gehen.
Sie wünschte sich in die unbeschwerte Zeit zurück, als im Haus von Liliana und Janosch noch alles Gut war. Als sie noch voller Liebe und Freundlichkeit umsorgt worden war, ganz als wäre sie ein Menschenkind, welches noch nicht selbst auf sich aufzupassen vermochte. Doch vor ein paar Monaten kam er in ihr Leben, er der durch und durch Rote. Vom ersten Augenblick, als sie ihn durch das sauber geputzte Fenster im Schlafzimmer erblickte, machte ihr kleines Herz einen pochenden Satz, als würde es ihr aus der Brust springen wollen. Er war so stattlich, und er hatte eine natürlich Eleganz an sich, die man nicht leugnen konnte. An diesem Morgen lief sie lange vor der frisch gestrichenen Holz Türe am Eingang des Hauses auf und ab, bis endlich unter grossem Murren Janosch herbeigestampft kam und sie nach draussen liess. Ihre Pfoten schossen wie von selbst hinaus, über die eiserne Schwelle, in den Vorgarten des bescheidenen Häuschens. Sie hatte noch nie eine andere Katze hier in der Gegend gesehen, denn ihr Zuhause lag weit ab vom nächsten Dorf, und Janosch musste mit dem lauten, stinkenden Silbergefährt von Zeit zu Zeit wegfahren, um ihre Fischbüchsen zu hohlen. Umso erstaunter war sie, als sie den wunderschönen, rostrot gestreiften Kater gesehen hatte. Neugierig sprang sie auf den Zaun und blickte zu ihm hinab. Natürlich hatte er sie gehört und er blieb sofort stehen, drehte um und lief zurück, bis er genau unter ihr stand. „Oh was haben wir denn hier für eine hübsche Katze? Sag wohnst du hier mein Täubchen?“, säuselte er mit sanfter Stimme. „Ja, das ist mein Zuhause.“, erwiderte Mungo damals stolz und fragte ihn, was er hier wolle und wo er denn wohne. „Nun ich bin überall Zuhause. Ich gehe wohin es mir gefällt und hier gefällt es mir gerade sehr. Wie ist denn dein Name, mein Täubchen?“ Nun wurde sie etwas verlegen. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, denn noch war Mungo völlig beeindruckt, davon, dass er anscheinend die Freiheit einer wilden Katze genoss. Als sie sich dann gefasst hatte, verriet sie ihm ihren Namen. Das war wohl der Anfang vom Ende, wie Mungo später feststellen sollte. Der schöne rote, blieb nicht lange und er über Nacht war er immer unterwegs. Doch es hatte genügt um der grauen Kätzin völlig den Kopf zu verdrehen. Doch als Mungo eines Morgens wieder voller Vorfreude auf den schönen Herbsttag mit ihm zusammen in den Garten hinaussprang, musste sie feststellen, dass er nicht mehr da war. Sie wartete den ganzen Tag, bis Liliana sie am Abend sogar hinein getragen hatte. Auch die folgenden Tage verbrachte sie damit vom Zaun herunter, über die weite Ebne aus halbverdorrtem Gras und farbenfrohen, ihm Wind tanzenden Blättern zu wachen und auf die Rückkehr des Roten zu warten. Nach einer Woche wurde ihr dann endlich bewusst, dass er nicht mehr kommen würde. Er hatte ihr noch nicht mal seinen Namen verraten, stellte sie da verärgert fest. Einfach weg, ohne ein Wort des Abschieds. Das war der Tag an dem sie sich schwor nie wieder einem andern zu vertrauen als ihrer Liliana und ihrem Janosch. Doch als bald darauf ihr Bauch begann dicker zu werden, veränderte sich alles. Ihre ganze Welt wurde in einen wirbelnden Strudel aus Gefühlen getränkt, aus der sie noch immer nicht erwacht war.
Sie bemerkte, wie sie immer langsamer wurde. Ihr Bauch fühlte sich so unendlich schwer an, dass sie meinte einen ganzen Jahresvorrat an Fisch verspeist zu haben. Doch dann hätte er sich nicht ausgebeult, er hätte ihr nicht von innen gegen die Bauchwand getreten und gegen die zunehmende Schwächung des Körpers protestiert. Nein, sie wünschte sich es wären nur Fische in ihrem Bauch. Dann wäre sie diese erdrückende Last los, sich nicht nur um sich selbst kümmern zu müssen. Warum nur hatte sie sich auf den roten eingelassen? Das Ganze ist alles nur seine Schuld, hätte er mir nicht von den weiten Feldern und hohen Tannen berichtet, welche er so viele gesehen hatte, hätte er ihr nicht vom obersten Rand des Zaunes aus die schönsten Versprechungen von künftigen Sonnenuntergängen gemacht, es wäre nie geschehen, ich wäre jetzt Zuhause, wo es warm und gemütlich ist, anstatt hier am Rande des Verhungerns durch die Eissteppe zu laufen und auf ein Licht in der Ferne zu hoffen. Ihr Schwanz zuckte verächtlich, wenn sie nun an den falschen roten Kater dachte, doch wenigstens hatte diese Erinnerung ihr Blut für ein paar Minuten, in heissen Stössen durch ihren abgekühlten Körper gepumpt. Doch nun liess es nach. Sie war müde, sie war am Ende. Gerade als sie sich in die Glitzernde Pracht fallen lassen wollte, leuchtete ein Stern auf, viel zu weit bei der Erde, um tatsächlich einer zu sein. Sie strengte ihre vor Hunger getrübten Augen nochmals an. Es war kein Stern, es war ein Licht, Ja, ein Menschenlicht! Mungo nahm ihre ganze noch vorhandene Kraft zusammen und rappelte sich auf. Sie würde ihre Jungen nicht im Stich lassen, sie würde das Licht erreichen. Doch was wenn die Menschen dort sie nicht wollten? Gerade so wie Janosch sie plötzlich nicht mehr wollte?
Kaum war der Rote weg gewesen und ihr Bauch angeschwollen, kam Liliana nur noch mehr zu ihr. Sie streichelte sie und liebkoste ihr den Pelz, dass es eine reine Wohltat war. Mungo hatte zuerst nicht gemerkt, weshalb ihr der Leib immer schwerer wurde, sie dachte vielleicht hätte sie mehr Fische und Hühnchen gegessen in der letzten Zeit, doch sehr lange hielt diese These nicht an. Ihr wurde bald bewusst, dass sie unweigerlich Mutter werden würde. Liliana hatte dies wohl noch vor ihr bemerkt und sie deshalb so verwöhnt. Mungo genoss die Zuwendung und zusätzlichen Streicheleinheiten jedoch trotzdem, wenn ihr auch nicht entging, dass Janosch sie zunehmend mit kritischeren Blicken bedachte als Früher und sich ihr auch nicht mehr so oft entgegen bückte um seine Hand über ihr weiches Fell gleiten zu lassen. Doch sie dachte dass es vielleicht etwas mit weiblichen Gefühlen zu tun hatte, dass Liliana sich darüber freute, ihr Mann jedoch anscheinend nicht. Vor etwa einer Woche jedoch hatte Liliana sie nicht gefüttert am Morgen, sie war auch nicht aufgestanden, um sie nach draussen zu lassen, sie war im Bett geblieben und hatte sich nicht gerührt. Janosch hatte einen solchen Krach gemacht, dass Mungo sich unter dem Bett versteckte, wo sie sich ganz in die Ecke an der Wand drückte. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Bald darauf hatte sie ein lautes Heulen vernommen, dass immer näher kam, und mit einem Mal wimmelte es nur so von schneebedeckten Schuhen vor dem Bett. Sie wuselten aufgeregt hin und her, bis sie allesamt verschwanden. Sämtliche Füsse waren weg, auch die von Janosch. Irgendwann hatte sich die verängstigte und hoch trächtige Kätzin dann wieder unter ihrem Versteck hervor getraut. Vorsichtig hatte sie das Zimmer erkundet, ob etwas vielleicht anders war, als zuvor. Sie konnte nichts entdecken, bis auf ihren Napf der noch immer sauber und poliert glänzte, ohne den geringsten Inhalt. Sie hatte beschlossen sich aufs Sofa zu legen und auf Janosch und Liliana zu warten. Doch den ganzen Tag kam keiner mehr. Auch als sie Nacht anbrach, war sie noch ganz alleine im Haus. Sie fühlte sich schrecklich, so allein und als sie am nächsten Morgen endlich Schritte hörte sprang sie erfreut auf um die beiden zu Begrüssen. Doch als die Tür aufging, kam nur Janosch herein geschlurft, den Kopf zur Brust gebeugt und unter seinen Augen lagen tiefe, dunkle Ringe. Mungo begann um seine Beine zu streichen, doch er gab ihr einen Stoss. Empört miaute sie auf. Da packte er sie am Kragen, trug sie zur Tür, riss diese auf und liess die Katze draussen fallen. „ Wage es nicht wiederzukommen, geh, Liliana wird nicht mehr kommen um dich zu füttern, und ich will dich nicht in meiner Nähe, du erinnerst mich nur zu sehr an sie, verschwinde!“, damit schlug er die Tür mit einem lauten Knall zu. Völlig verwirrt hatte sie den ganzen Tag vor der Tür gewartet und um Einlass gebeten, doch irgendwann hatte Janosch einen Kessel Wasser aus dem Fenster geschüttet, und da merkte Mungo, dass sie nicht mehr erwünscht war. Damit machte sie sich auf den Weg ein anderes Haus zu finden, welches die Katzenmutter mit den Jungen aufnehmen würde. Schritt für Schritt quälte sich Mungo nun vorwärts, den Schimmer von Hoffnung vor ihren Augen. Ich schaffe das, ich schaffe das. Es ist nicht mehr weit, nur noch ein bisschen Mungo. Ihr Blick begann mehrere Male zu verschwimmen, doch ihre Beine trugen sie unaufhörlich weiter. Dem Ziel entgegen. Sie war schon fast beim Haus, als ihre Kräfte sie verliessen. Sie schleppte sich mit ihren Letzten Schritten zu einem Hellen Tannenbaum vor einem Fenster. Der Baum war voller kleiner Lichter, und im Haus war nochmals ein Baum, geschmückt mit denselben grossen Kugeln, wie sie auch Liliana früher manchmal an Tannenzweige gehängt hatte. Mungo brach unter der Tanne, mitten im Schnee zusammen. Sie keuchte vor Schmerzen, die Jungen, sie wollten hinaus. Die Kätzin robbte sich etwas zurück, und den Windschutz des Baumes. Aus dem Haus klang Musik und fröhliche Menschenstimmen redeten aufgeregt, doch der Kätzin war es egal. Sie konnte nicht mehr warten, und, sie konnte nicht mehr weiter. Sie war gescheitert, sie hatte es nicht geschafft. Eine neue Welle aus Schmerz überrollte sie und ihre Fruchtblase gab nach. Sie bemerkte wie der Schnee unter ihrem Leib schmolz, als das warme Blut aus ihrem Körper sickerte. Das erste Junge drückte unaufhörlich gegen ihren Unterleib, mit Anstrengungen, die ihr unmöglich erschienen, schaffte sie es keuchend, das Junge leben in die Kälte hinaus zu schicken. Sie Tastete mit der Vorderpfote danach und holte das Kleine zu sich. Sie erschrak. Eine rot gestreifte, kleine Kätzin. Sie schob das Kleine von sich und gab ihr einen Schubs hinaus aus dem Schatten der Tanne. Dann bemerkte sie wie noch zwei Körper danach verlangen, endlich die frische Luft zu atmen. Mungo gab sich alle Mühe, sie presste so stark sie nur konnte uns als das zweite draussen war, hatte sie keine Zeit mehr es ab zu lecken, das nächste folgte gleich. Mungo schaute sich das neue kleine zwischen zwei kleinen Atem pausen kurz an. Ein grauer Kater genau wie sie. Er würde ein richtiger Rowdey werden. Zu mehr Gedanken reichte ihr die Zeit nicht, denn das dritte wollte sich den andern nun ebenfalls anschliessen. Mit aller Kraft versuchte sie dem letzten zu geben was es verdiente, doch es reichte nicht mehr. In er Hälfte angelangt, stiess die Kätzin einen letzten, markerschütternden Schmerzensschrei aus und verlor das Bewusstsein. Im Haus regte sich die Familie. Die schwere Eichentür ging quietschend auf und ein kleines Mädchen kam heraus gerannt. Sie fand die kleine rote Kätzin sofort im Schnee, denn ihr Fell hob sich deutlich von der weissen Wunderpracht ab. Sie nahm die Kleine an sich und ging glücklich rufend damit ins Haus. „Mommy schau was ich draussen gefunden habe, beim Weihnachtsbaum, ein Kätzchen! Darf ich es behalten? Bitte Mommy“. Mungo öffnete Kraftlos die Augen. Sie hatte es nicht mehr geschafft. Eines ihrer Jungen lag still vor ihr, das andere steckte noch zur Hälfte in ihr drin. Mungos Augen begannen glasig zu werden, als sie den Blick zum Glasfenster wandte. „Ja Judy, aber nur weil heute Weihnachten ist, und dieses kleine Kätzchen auch ein Zuhause haben sollte. Und du musst versprechen, dich gut darum zu kümmern.“ Ein kleines Mädchen fiel einer Frau um den Hals, und hob Mungos erstes Junges hoch in die Luft. „Ich verspreche es Mommy, und ich werde es Daphne nennen. Das ist der schönste Name den ich kenne, und dieses Kätzchen ist auch das niedlichste was ich je gesehen habe.“ Daphne… Mungos Gedanken wurden schummrig. Eines Ihrer kleinen Wunder hatte es geschafft. Deine Mutter liebt dich, Daphne mein Kleines… Die Mausgraue Kätzin atmete noch ein letztes Mal die kalte Winterluft ein, bevor ihr erleichtertes Herz endlich befreit wurde von seiner Bürde.
- Im Kreislauf der Lady Moon [Tolkien/Hobbit FFüber Thranduil und Legolas] (finished):
„In einer Talsenke unter dem dunklen Blätterdach des Waldes, da sang ein junges Elbenmädchen. Es war nicht wie andere Elbenmädchen, scheu und zurückhaltend. Nein, diese Maid war voller Leidenschaft und wildes Feuer brannte in ihrem Herzen...“
So sprach der König mit dem güldn’nen Haar zu dem spitzohrigen Knaben, der es sich auf seinem Schoss gemütlich gemacht hatte, und seinen Vater mit grossen, vor Wissensdurst und Aufregung geweiteten Augen, ungeduldig ansah. „Vater, woher wusstest ihr sogleich, dass das Feuer meiner Mutter hoch lodern würde? Sie hatte doch kein Flammen Haar oder?“ Ein tiefes und erheitertes Lachen erfüllte die grosse von Bäumen und Ästen erfüllte Halle und brach sich an den Rinden der alten Eichen. „Nein mein Sohn. Ihr Haar war weder flammend noch tiefschwarz wie die dunkelste Nacht, noch vom dunklen braun der alten Eschen die südlich des langen Sees wachsen. Es war wie von Erus Hand geflochten, als hätten die Maiar selbst es mit dem Anbeginn der Zeit ersungen, um Arda die grösste Schönheit des Silbermondes zu zeigen. Ich wusste es, als ich in ihre Augen sah, welche spiegelten wie die Sterne in der klarsten Nacht. Dort hinter Sanftheit und Güte, versteckte sich das grösste Feuer welches ich je sah.“ Liebevoll rückte der Vater seinen Sohn wieder etwas hoch, welcher vor angespanntem Lauschen, fast runter gerutscht wäre. „Vater so erzählt doch weiter, ich will alles über Mutter wissen.“ Ein drängelnder Unterton verlieh der Stimme des jungen Elbenprinzen die Anmut eines Bergtrolles. Ein tadelnder Blick des Vaters genügte jedoch, ihn sogleich zum Schweigen zu bringen. „Ich will dir erzählen wie es sich zutrug zu dieser Zeit, in der so viel Dunkelheit über uns hereinbrechen sollte. Als ich als junger Prinz diese Elbin sah, wusste ich sofort, dass sie es sein würde oder ich wollte keine haben. Glaub es mir oder nicht, doch mich verliess der Mut, bei dem Gedanken aus den Schatten des Waldes zu treten und zu ihr an den Flusslauf zu gehen. Doch ich wusste, es musste so sein. So nahm ich mir ein Herz und fragte sie nach ihrem Namen. Ithilriel - der schönste Klang der jemals mir zu Ohren gekommen war- das war ihr Name und dessen Bedeutung hätte nicht eindeutiger sein können, denn wie ihr Name besagte, so hatte sie tatsächlich ein Antlitz wie vom Monde bekränzt. Viele heitere Stunden verbrachten wir sorglos an unserem neuen Ort, denn deine Mutter war nicht von unserem Walde, stammte sie doch aus dem Reiche Doriath und war unter König Thingols Gefolgschaft zu uns gekommen, welcher mit seiner holden Frau Melian auf Durchreise war. Doch als der Zeitpunkt gekommen war, und sie weiterreisten, wurden unser beider Herzen schwer wie Felsgestein. Ich lief geschwind zu deinem Grossvater Oropher, um, um Ithilriels Bleiben zu beten und um ihre Hand anzuhalten. Der Vater deines Vaters jedoch legte diese Entscheidung in die kühlen Hände des andern Königs und dieser Verbat die Verbindung, wollte er doch mich als Verbindung zu höheren Rängen. So trübte mein Verstand im Einklang mit dem Herzen über die Jahre, bis ich sie wiedersehen sollte. Man kann sich nicht vorstellen, doch als wir der Lady von Lothlorien zu Hilfe eilten, deren Waldgrenzen von den Horden der Orks bedrängt wurden, so konnte ich ihr Haar unter ihrem goldenen Helm erkennen, wie es durch die Luft flog, während sie Streich um Streich die Orkzahl an der Seite ihres Herren verringerte. Ab solchem Kampfessinn wuchs mein Herz in meiner Brust, und ich schwor, ich würde sie nicht ein weiteres Mal ziehen lassen. Entgegengesetzt kämpften unsere Armeen, gemittet von Lothloriens hellen Scharen, und doch, ein Auge hatte ich immer zu ihr gerichtet. Immer näher kamen die Elbenarmeen einander, denn Zahl der üblen Schergen schwand im Angesicht unseres Triumphs. Und schliesslich standen wir beide Rücken an Rücken fechtend da, das Blut der Feinde troff von ihrem Schwert und meines senkte sich ebenso oft in die madigen Adern der Angreifer, bis wir allein unter Freunden standen. Die Welt war vergessen, ihr Helm lehnte an dem meinen und so standen wir schwer Luft holend vom Kampfe da und atmeten den Geruch des anderen ein. So sahen nun unser beider Völker dass wir wie Baum und Blatt sein würden, Sonne und Strauch und so durfte ich vor der Lady Melian um die Hand ihrer treuen Begleiterin werben. Welch Freude, du glaubst kaum, wie das Waldlandreich seine neue zukünftige Königin gefeiert hat. Der schmackhafteste Wein und die süssesten Trauben wurden geholt, und nie sah ich ein schöneres Wesen auf Ardas Erde wandeln als deine Mutter, als wir uns im hier in dieser Halle unsere Versprechen gaben. Die knorrigen Äste, sie waren mit weissen und gelben Blütenbändern geschmückt und die Lieder unserer Vorfahren tanzten scheinbar endlos durch die Nächte. Wir waren eins, kämpften jede Schlacht Seite an Seite und liebten uns tausend Nächte und danach nochmal tausend. Nie habe ich grösseres Glück erfahren. Nie – bis ihr Leib sich rundete und du ihre Seele mit neuer Freude fülltest, mein Sohn. Noch bevor du das erste Sternenlicht sahst, fiel mein Vater jedoch in der Schlacht und so bekamen wir nicht nur einen neuen Prinzen, sondern auch eine neue Verantwortung. Deine Mutter war oft erschöpft von der Last den Frieden zu wahren, war sie doch eher die Kriegerin weder die Königin. Doch gab sie sich alle Mühe und als sie unserem Volk den Prinzen schenkte, den ich heute voller Stolz im Arme halten darf, liebten alle sie noch mehr. Doch die Zeit war düster und voller dunkler Schrecken. Und kurz nach deiner Geburt, noch kein Jahr war vergangen, als Nachricht aus Doriath, ihrer alten Herren kam. So wurde sie aufgefordert bei der Schlacht um den Gundabadberg ein letztes Mal ihre Treue zu beweisen, denn der König war dem Zwergenvolke dort zu Hilfe geeilt, als die Orkhorden zu zahlreich wurden. Einige Zeit waren wir uns uneinig, wollte ich deine Mutter doch nicht gehen lassen, so konnte ich sie auch nicht begleiten ohne unser Volk zurückzulassen. Ich bot an unsere besten Kämpfer an ihrer statt zu schicken, doch dies liess sich nicht mit ihrem Gewissen vereinen. Nun hatte ich genug Respekt und Achtung vor ihr um sie schweren Herzens ziehen zu lassen, jedoch mit meiner Leibgarde an ihrer Seite. Doch nichts blieb mir von der Hilfe die wir sandten, nichts blieb mir, von der Sonne, die mein Leben erhellt hatte all die Jahre. Tage später, kam es mir vor als verhöhne mich der Wald selbst, jeder Baum hatte ihr Gesicht, doch sah ich näher hin, verschmolz es zu einfacher Rinde. Der Mond sogar kam mir wie ein Verräter vor, wie konnte er seine Mondtochter so von mir gehen lassen? Sogar die Sterne über den Baumwipfeln brachten keinen Trost, als die Kunde ihres Todes unser Reich mit bitteren Tränen überschwemmte. Ein Jahr trauerten wir, und ich trauere noch, obwohl seit dem viele Sommer in die übers Lande zogen., Nie werde ich das helle lachen und ihre weiche Stimme vergessen, die mich in der Nacht streichelte, wenn sich mein Kopf zu sehr sorgte. Nie die unsichtbaren Gräser vergessen, welche sie allzeit umgaben und ihr den Geruch von kommendem Sommer anhefteten. Nie ihr Haar, welches sich wie ein schützender Mantel aus Silber um mich legte, nahm sie mich in die festen, starken Arme. Wie könnte ich? Ewig werde ich mit ihr in meinen Gedanken leben und ewig wird es mir vorkommen. Mein Sohn sei dir gewiss, wie lange die Ewigkeit ohne dein Herz ist, sei es dir gewiss, noch bevor du das dein verlierst.“
Gedankenverloren starrte der Elb vor sich hin, sah das Gras am Ufer sich im Winde biegen und spürte den Luftzug über seinem Gesicht, welcher die einzelne Träne nicht trocknen wollte. Alles war nun so anders, lange hatte er die Worte seines Vaters vergessen. Viele Jahre nicht beachtet, aus Furcht vor dem Schmerz und doch- als er nun vor dem weissen Schiff stand, welches gen Westen segelte, mit nichts als dem Leichnam seines gefallenen Vaters geladen – auf einmal erinnerte er sich an alles was damals in der hölzernen Halle zwischen ihnen war. Das Band welches sich damals geflochten hatte und nun zerborsten war, wie die Wellen die an dem Kiel der weissen Flotten aus Holz brachen, welches den geliebten König von ihm trug. Hinter ihm wogte die Masse seines Volkes, dessen Trauer so schwer war, dass sie das Boot hätte ertränken müssen. „Nun ist deine Ewigkeit vergangen Vater, grüsse den Mond unseres Lebens in den unsterblichen Landen von mir. „
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